KLB+EINL-KARTE2016_E-Version2_FRONT.jpg

Kontext Labor Bernau

Kuratorische Begleitung: Julia Herfurth

KONTEXT LABOR BERNAU 2016

KONTEXT LABOR BERNAU KOMMT NACH BERNAU-SÜD!

2016 fand das KONTEXT LABOR BERNAU zum dritten Mal statt. Ab Mitte April waren acht Künstler_innen aus fünf Ländern in der Plattenbausiedlung Bernau-Süd unterwegs, um ihre künstlerischen Projekte innerhalb von drei Monaten zu realisieren. Der Fokus der unterschiedlichen kulturellen und künstlerischen Aktivitäten lag auf der Beteiligung der Bewohner_innen von Bernau-Süd. KONTEXT LABOR BERNAU 2016 hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Anwesenheit der Künstler_innen und ihrer Arbeit den soziokulturellen Raum vor Ort ästhetisch heraus zu fordern und nachhaltig zu beleben.

Bürger_innen mit einem russisch-deutschen Hintergrund wurden zusammen mit der Künstlerin Janina Neugebauer, die aus Kasachstan stammt, ein fragmentarischer Dokumentarfilm mit dem Titel „Gut angekommen im Wilden Westen?“ entwickelt, um die Erinnerungen aus der Zeit der Wende und ihres Ankommens in Deutschland zu dokumentieren und kritisch zu hinterfragen. Die chinesische Künstlerin Jiaying Wu hat sich in ihrem Projekt „Einzigartig Du“ mit Hilfe einer Camera obscura, einer Lochkamera, mit der Frage nach der geistigen und sozialen Individualität beschäftigt. Mit einem mobilen Malstudio sammelte der kolumbianische Künstler Juan Camilo Alfonso Geschichten von Bernauer_innen, setzte ausgewählte Elemente malerisch um und schuf dadurch „Bilder neuer Geschichten“. In Zusammenarbeit mit Jugendlichen verwandelte der deutsche Künstler Lukas Gruber in seiner „Lichtwerkstadt Bernau“ die Fassade eines Plattenbaus in ein Lichtspiel und inszenierte damit ein einzigartiges Event. Die deutsche Künstlerin Natalie Obert untersuchte Bernau-Süd mit wissenschaftlichen und künstlerischen Mitteln und präsentierte die Ergebnisse ihrer Forschung „Ortsaufnahmen: Bernau-Süd“ im Kantorhaus. Unter dem Titel „Ver(sch)wende deine Zeit“ setzte sich die deutsche Künstlerin Katrina Blach mit Hilfe eines aufgestellten Fotoautomaten in Zusammenarbeit mit Jugendlichen mit Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinander. Der deutsch-türkische Künstler Yüksel Hayirli und die deutsche Künstlerin Jula Osten eröffneten ein Wohnzimmer im Freien und entwickelten dort gemeinsam mit den Bewohner_innen die Lokalzeitung „Was ist los Bernau-Süd?“, von der zwei Ausgaben herausgegeben wurden . Moritz Gramming aus Deutschland bildet „Art Guides“ aus. Auf der 9. Berlin Biennale wurde eine Gruppe von Bernauer_innen zu Experten für zeitgenössische Kunst geschult, um dann ihr Wissen in Bernau zu präsentieren und nachhaltig zu integrieren.

Wie auch in den letzten Jahren, konzentrierten sich die beteiligten Künstler_innen auf die lokale Geschichte und die individuellen Erzählungen der Bürger_innen. 2014 und 2015 stießen besonders die Projekte, die sich mit der Vergangenheit, mit Erinnerungen und der Bewahrung dieser beschäftigten, auf großes Interesse und eine rege Beteiligung der Bewohner_innen. Ähnlich verhielt es sich bei Projekten, die sich mit der neueren Geschichtsschreibung sowie mit gemeinschaftsbildenden Methoden auseinandersetzten. Mit genau diesen thematischen Schwerpunkten wurde KONTEXT LABOR BERNAU konzipiert, als ein Raum des Austausches zwischen den Bürger_innen der Stadt und jungen internationalen Künstler_innen. Das Projekt ist eine Ergänzung der Lehr- und Forschungsbereiche des Studiengangs Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin, in der die Künstler_innen die Potenziale partizipatorischer und temporärer Kunstpraktiken im urbanen sozialen Raum erkunden.

Bewusst auf drei Jahre angelegt, wollte das Projekt die Teilnahme der Bürger_innen am kulturellen Leben fördern. Ein besonderer Fokus lag dabei auf die Einbeziehung derjenigen, die sich bisher nicht beteiligen konnten. Es sollte ein aktives Publikum angesprochen werden. Mit dem Projekt wurde eine Erweiterung und Verbesserung der Lebensqualität in diesem besonderen Stadtteil angestrebt. In den vergangenen zwei Jahren entstanden 16 künstlerische Positionen im Stadtraum Bernau. Jedes Projekt hatte eine Laufzeit von mehreren Monaten, durchschnittlich wurden pro Projekt ca. 30 bis 40 Personen in den Entstehungsprozess einbezogen – 2014 insgesamt etwa 240 und 2015 rund 320 Personen. Den Mitwirkenden des Projekts geht es um einen erweiterten Kunstbegriff bzw. um eine Kulturpolitik der kleinen Schritte, die die Präsenz von zeitgenössischer Kunst im Alltag der Bürger_innen als ihre Hauptaufgabe begreift. Es ist der Versuch, einen nachhaltigen und bürgerfreundlichen Kunstbegriff bzw. ein Kunstverständnis vor Ort aufzubauen. Warum? Um diese Frage zu beantworten müssten wir über die Grundprinzipien demokratischer Auseinandersetzung in der Gesellschaft sprechen.

Kristina Leko (Leitung), Julia Herfurth (Kuratorische Begleitung), Sabine Oswald-Göritz (Kulturamt Bernau)

www.kontext-labor-bernau.de

www.kuratorium-juliaherfurth.tumblr.com/page/2

KONTEXT LABOR BERNAU COMES TO BERNAU-SÜD!

In 2016, Kontext Labor Bernau will take place for the third consecutive year. Beginning in the middle of April, eight artists from five different countries will be developing and realizing their artistic projects in the housing block settlement of Bernau-Süd. Their different artistic and cultural activities focus on the inclusion of residents of Bernau-Süd. Kontext Labor Bernau aspires to aesthetically stimulate and challenge this socio-cultural space in an enduring way.

Residents with a Russian-German background will be working together with artist Janina Neugebauer from Kazakhstan to realize a fragmentary documentary film, entitled Gut angekommen im Wilden Westen? (Arrived well in the Wild West?), which will aim to document and question memories of the fall of the Iron Curtain and the participants’ arrival in Germany. Chinese artist, Jiaying Wu, plans to explore the question of social and mental uniqueness with use of a camera obscura, or pinhole camera. With his mobile painting studio, the Columbian artist Juan Camilo Alfonso will collect Bernau residents’ personal stories and paint selected elements in his project Bilder neuer Geschichten (Picturing New Stories). Working together with younger Bernauer residents, the German artist Lukas Gruber plans to produce a light show for a unique event of projections on the housing blocks in his project Lichtwerkstadt (Lightworkshop). The German artist Natalie Obert draws upon artistic and scientific research methods to investigate Bernau-Süd, and will present her findings in the Kantorhaus. With the help of a photo booth, and in cooperation with local youth, German artist Katrina Blach plans to explore notions of “self” and “other” in her project, Ver(sch)wende deine Zeit (Spend Your Time). The German-Turkish artist Yüksel Hayirli will open up an outdoor living room and, together with residents, produce and publish a local newspaper in his project, Was ist los Bernau-Süd?(What’s up in Bernau-Süd?). With his project M.G. & C.F. Art Guides, Moritz Gramming from Germany plans to groom a group of Bernau residents to become expert guides of the 9th Berlin Biennale, so that they might bring their newly-won understanding of contemporary art back to Bernau with a lasting impact.

As in previous years, the participating artists will focus on local history and individual stories of Bernau residents. In 2014 and 2015, it was particularly those projects dealing with history, with memories and their preservation, which drew much interest and were successful in integrating the community. Similarly well-received were the projects dedicated to the perception of recent history and those which focused on community-building.

Kontext Labor Bernau has been conceived to focus upon precisely these thematic elements, to create space for exchange between townspeople and international artists. The project is an extension of the fields of study of the MA Program Art in Context at the University of the Arts Berlin, in which artists explore the potential of participatory and temporary art practices in urban and social space.

Planned as a 3-year project, Kontext Labor Bernau has sought to support the cultural life of Bernau’s residents. Reaching out to individuals and groups who have previously tended not to participate in culture has been an explicit goal. Addressed are not only new audiences, but active audiences. With this project, we seek to extend and improve the quality of life in this unique small town.

In the past two years, 16 artistic projects have been developed and realized in Bernau’s public space. Each project ran over the course of several months and integrated in its process, on average, 30 citizens of the town, with a total of approximately 240 people each year. The collaborators on these projects have contributed to an expanded definition of art and a cultural policy, which centers around the integration of contemporary art and the everyday life of everyday people. This represents an attempt to build a sustainable and accessible understanding of art in situ. Why? To answer this question is to discuss the very foundations of our democratic notion of society.

Kristina Leko (head), Julia Herfurth (curatorial support), Sabine Oswald-Göritz (cultural office Bernau)

www.kontext-labor-bernau.de

www.kuratorium-juliaherfurth.tumblr.com/page/2